Die Bündner Regierung hat Massnahmen zur Abfallvermeidung und gegen Littering geprüft. Das Aktivwerden geht auf die Forderung der letztjährigen Jugendsession in Graubünden zurück.
Die «Jugendsession GR.19» hat ein klares Statement abgegeben: Auf Einweg-Plastiksäcke, Einweg-Plastikgeschirr und unnötige Plastikverpackungen ist zu verzichten! Damit fordern die teilnehmenden Jugendlichen ein stärkeres Bewusstsein für einen nachhaltigen und sparsamen Umgang mit den natürlichen Ressourcen. Die Regierung erachtet es jedoch als nicht sinnvoll, kantonale Verbote durchzusetzen, stattdessen stellte sie mit der Beantwortung der Forderung in Aussicht, verschiedene Massnahmen zur Eindämmung von Einwegplastik und des damit verbundenen Litterings zu prüfen. Gut ein Jahr nach der Beantwortung der Forderung liegen die Ergebnisse vor.
Persönliche Betroffenheit bei der Bevölkerung auslösen
In Anlehnung an die Forderung der «Jugendsession GR.19» hat das Amt für Natur und Umwelt (ANU) das Beratungsunternehmen geopartner beauftragt, in anderen Kantonen und Gemeinden der Schweiz bereits umgesetzte Massnahmen zur Abfallvermeidung und Aktionen gegen Littering zusammenzutragen und zu bewerten. Der Bericht kommt zum Schluss, dass Aktionen zur Abfallreduktion und gegen Littering nur dann nachhaltig Wirkung erzielen, wenn sie regelmässig und wiederholt durchgeführt werden. Mit den Aktionen muss eine persönliche Betroffenheit bei der Bevölkerung ausgelöst werden, ansonsten verpuffen sie meist wirkungslos. Als geeignete Massnahmen für den Kanton Graubünden sieht geopartner die Mehrweggeschirrpflicht für Veranstaltungen ab 500 Personen, das Auftürmen von gesammeltem Abfall – sogenannte Müllberge – zur Sensibilisierung der Bevölkerung und die Startfinanzierung von Projekten und Initiativen durch den Kanton, die sinnvolle Aktionen umsetzen wollen.
Kantonales Verbot von Einwegplastik nicht umsetzbar
Die Regierung hat verschiedene regulatorische Massnahmen geprüft. Ein Verbot von Einweg-Plastiksäcken oder Einweg-Plastikgeschirr sei aus rechtlicher gar nicht umsetzbar, hingegen die Einführung einer Gebührenpflicht von Plastiksäcken schon, wobei die Regierung die Wirksamkeit stark anzweifelt. Bei den geprüften Massnahmen verweist die Regierung immer wieder auf die geringe Wirkung und unterstreicht damit ihre Haltung, lieber zu sensibilisieren, statt zu regulieren. So soll in Graubünden weder eine Mehrweggeschirrpflicht eingeführt werden, noch sollen Ordnungsbussen bei Littering verhängt werden. Der regulatorische Aufwand wäre zu gross, wobei Mehrweggeschirr von der Regierung bei der Bewilligung von Grossveranstaltungen durchaus als Auflage aufgenommen werden kann. Der Konsument oder die Konsumentin tragen mit dem eigenen Einkaufsverhalten massgeblich zum Abfallaufkommen bei und auch Littering ist ein sich verändernder Umgang der Bevölkerung mit dem öffentlichen Raum.
Der Kanton Graubünden bleibt nicht tatenlos
Auch wenn der Regierungsbeschluss zur Forderung der Jugendsession auf den ersten Blick eher zahnlos erscheint, hat sich die Regierung dennoch eingehend mit der Thematik befasst und vereinzelt Massnahmen beschlossen. Bestimmte Massnahmen waren gar nicht explizit Bestandteil der ursprünglichen Forderung, das zeigt aber, dass die Bündner Regierung die Anliegen der Jugendlichen ernst nimmt und bereit ist, die Problematik anzupacken. In Zukunft sollen der nachhaltige Ressourcenverbrauch und die Wegwerfmentalität an Schulen verstärkter thematisiert werden, weshalb die Pädagogische Hochschule Graubünden geeignete pädagogische Möglichkeiten zu prüfen hat. Ebenso soll das ANU weiterhin Projekte, die eine Vermeidung von Abfall oder die Schonung von Ressourcen beabsichtigen (z. B. Repair-Cafés, Tauschbörsen usw.), finanziell unterstützen und abzuklären, wie solche Angebote noch besser der breiten Bevölkerung bekannt gemacht werden können. Abschliessend sollen auf Recyclinghöfen Bereiche eingerichtet werden, in denen noch brauchbare Materialien deponiert und an interessierte Abnehmer weitergegeben werden können.
Jugendsession Graubünden bewirkt etwas
Aus Sicht der Jugendsession Graubünden ist es hoch erfreulich, dass eine Forderung der Jugendlichen von der Regierung so eingehend geprüft wurde und nun auch konkrete Massnahmen umgesetzt werden sollen. Die Problematik der Wegwerfmentalität und die hohen Abfallberge, die nicht nur in Graubünden produziert werden, sind damit zwar nicht gelöst, aber immerhin wird versucht, etwas dagegen zu unternehmen. Für die Regierung gilt die Forderung nun als erfüllt, was es in dieser Form noch nie gegeben hat. Auch wenn die ursprüngliche Forderung, dass Einweg-Plastiksäcke in Bündner Läden verschwinden sollten, nicht erreicht werden konnte, darf dennoch festgehalten werden, dass die Jugendlichen etwas bewirken konnten. Wir als Jugendsession Graubünden werden das weitere Vorgehen hinsichtlich der Umsetzung der beschlossenen Massnahmen auf jeden Fall mitverfolgen. Ausserdem werden wir prüfen, wie wir als Organisation einen Beitrag im Sinne der ursprünglichen Forderung leisten können.